Von einigen wenigen Opferschutzgruppen in Österreich wird bereits die Screening-Befragung nach Gewalt in Paarbeziehungen (Universal Screening) durchgeführt. Neben den üblichen Fragen nach familiären Grunderkrankungen, Alkohol- und Tabakkonsum usw. werden auch konflikthafte Situationen im sozialen Umfeld ermittelt. Dies geschieht vornehmlich in den Settings
- Notfallambulanz
- Unfallambulanz
- Gynäkologie/Geburtshilfe
- Psychiatrische Versorgung (z. B. Sucht)
Die Screening-Befragung kann entweder mit einem kurzen Fragebogen zu häuslicher Gewalt schriftlich oder im Rahmen des Anamnesegesprächs durch standardisierte Routinefragen mündlich stattfinden. Bei der mündlichen Befragung hat sich die Vorgehensweise bewährt, die ein vorsichtiges Herantasten durch indirekte Fragen ermöglicht. Das im Folgenden angeführte Praxisbeispiel der Universitätsklinik Innsbruck zeigt die standardisierten Fragen, die erhoben werden. Werden die Fragen 2 und 3 mit „Ja“ beantwortet, wird nachgefragt. Speziell bei Frage 3 kristallisiert sich ein erster Verdacht heraus.
Praxisbeispiel: Opferschutzgruppe, Universitätsklinik Innsbruck
Die Sorge, dass Patientinnen die Frage nach Gewalterfahrungen im Rahmen einer Routinebefragung aufdringlich finden bzw. ablehnen, kann entkräftet werden. In einer EU-Repräsentativuntersuchung gaben 89 Prozent der Frauen an, einem generellen Screening gegenüber positiv eingestellt zu sein (FRA 2014a; FRA 2014b). Deshalb sollte die Frage nach Gewalterfahrungen ein fixer Bestandteil der Anamnese sein.