Gewaltspirale und Interventionsmöglichkeiten

Ziel ist es, gewaltindizierte Symptome frühzeitig zu diagnostizieren, die Opfer in der empfänglichsten Phase der Gewaltspirale zu erreichen und ihnen den Weg zu professionellen Unterstützungsangeboten zu ebnen. Die Phase der Spannungsentladung ist die Phase, in der Gewaltopfer am ehesten zu erreichen sind und in der daher die größtmögliche Chance für eine wirksame Intervention gegeben ist. Gerade in dieser Phase ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich Gewaltopfer mit ihren Verletzungen und Beschwerden an medizinische Einrichtungen wenden.

Gewaltspirale

 

Der Großteil der häuslichen Misshandlungen bleibt aber unentdeckt. Vielfach schrecken die Betroffenen aus Angst, Scham oder finanzieller, aufenthaltsrechtlicher oder emotionaler Abhängigkeit von den Tatverdächtigen vor einer Anzeige zurück. Eine weitere Barriere für die Hilfesuche ist das gesellschaftliche Stigma und die damit verbundene Angst vor negativen Reaktionen und Ausgrenzung vonseiten professioneller und informeller Helfer/-innen (Kennedy/Prock 2018). Zur Polizei gehen Gewaltbetroffene nur in Ausnahmefällen, wenn sie über keine anderen effektiven Unterstützungsmöglichkeiten verfügen und sich akut massiv gefährdet fühlen.

„85 bis 86 % der Opfer von Partnergewalt (haben) die Hilfe der Polizei gar nicht in Anspruch genommen. Aber auch viele jener Frauen, die sich bei schwersten [sic] Vorfall an die Polizei wandten, hatten zuvor wohl schon Übergriffe erlitten, die sie nicht der Polizei gemeldet hatten.“ (Beclin 2014; FRA 2014a)

Seite drucken