Evaluationsergebnisse der Screening-Befragung zu häuslicher Gewalt an der Universitätsklinik Innsbruck

Die Evaluation der drei Screeningfragen brachte sehr aufschlussreiche Ergebnisse (Beck et al. 2022): Von den 102 befragten Patientinnen und Patienten, denen diese drei Fragen routinemäßig im Rahmen der Manchester-Triage gestellt worden sind, gaben insgesamt 27 (26,5 %) an, dass ihnen im Laufe ihres Lebens und 14 (12,8 %), dass ihnen innerhalb der vergangenen beiden Jahre häusliche Gewalt widerfahren ist. Sehr interessant war, dass 83,3 Prozent der befragten Patientinnen und Patienten angaben, dass sie beim aktuellen Aufenthalt nach möglicher häuslicher Gewalt befragt worden sind. Im Vergleich dazu hatten bei einer vorangegangenen Studie lediglich 4,8 Prozent der Befragten angegeben, dass ihnen eine entsprechende Frage gestellt worden ist (Riedl et al. 2019).

Noch eindrucksvoller ist das Ergebnis, dass 85,7 Prozent der befragten Patientinnen und Patienten, die die dritte Screeningfrage („Gibt es jemanden, der Ihnen Unbehagen bereitet oder Angst macht?“) bejahten, innerhalb der vergangenen beiden Jahre häusliche Gewalt widerfahren ist. Die Berechnung einer logistischen Regression ergab zudem, dass Personen, die auf diese Frage mit „Ja“ antworten, eine 30-mal höhere Wahrscheinlichkeit haben, dass ihnen häusliche Gewalt widerfahren ist. Diese Ergebnisse legen nahe, dass diese Screeningfragen, sofern sie in eine funktionierende Versorgung von gewaltbetroffenen Patientinnen und Patienten eingebunden sind, zur Früherkennung häuslicher Gewalt sehr effektiv sind.

Beck, Thomas; Berger, Alexander; Stix, Lydia; Riedl, David (2022): The Innsbruck Domestic Violence screening questions (IDV-3) effectively help to identify victims of domestic violence during clinical routine – Results of an observational single-center study. In: General Hospital Psychiatry. https://doi.org/10.1016/j.genhosppsych.2022.02.001 

Beck, Thomas; Berger, Alexander; Stix, Lydia; Riedl, David (2022): The Innsbruck Domestic Violence screening questions (IDV-3) effectively help to identify victims of domestic violence during clinical routine – Results of an observational single-center study. In: General Hospital Psychiatry.

Riedl, D.; Exenberger, S.; Daniels, J. K.; Böttcher, B.; Beck, T.; Dejaco, D.; Lampe, A. (2019): Domestic violence victims in a hospital setting: prevalence, health impact and patients' preferences - results from a cross-sectional study. In: Eur J Psychotraumatol 10/1:1654063