Über Gewalt zu sprechen ist für Patientinnen/Patienten nicht leicht und für das medizinische und pflegerische Personal durchaus eine herausfordernde und anspruchsvolle Aufgabe. Gewaltbetroffene Patientinnen/Patienten schweigen oft auch aus Angst, Scham, Schuldgefühl und Furcht vor Stigmatisierung. Erschwerend kommt hinzu, dass Gewalt ein gesellschaftliches Tabuthema ist. Umso wichtiger ist es, dieses Tabu insbesondere im medizinischen Kontext zu überwinden und zu lernen, offen darüber zu sprechen. Für von Gewalt Betroffene bedeutet das Tabu, dass sie mit niemandem über ihr Leid sprechen können und dass sie sich mit ihren Problemen alleingelassen fühlen. Durch Isolation wird die Abhängigkeit vom Täter / von der Täterin und schließlich die Dynamik der Gewaltspirale (vgl. Gewaltspirale und Interventionsmöglichkeiten) noch weiter verstärkt.
Durch ein einfühlsames Gespräch kann es gelingen, die Betroffenen zu erreichen und ihnen einen Weg zu bereiten, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Voraussetzung dafür ist das Erkennen von häuslicher Gewalt als Verletzungs- und Krankheitsursache und der Mut, dies anzusprechen.