Formen von Gewalt im sozialen Nahraum

Gewalt in sozialem Nahraum tritt in verschiedenen Formen auf:

  • Körperliche Gewalt: Schlagen, Stoßen, Treten, Würgen, Fesseln, Attacken mit Waffen etc.
  • Psychische Gewalt: Drohungen, Demütigungen, Einschüchterung, Kontrolle, Psychoterror, Belästigung, Stalking etc.
  • Sexuelle Gewalt: sexuelle Nötigung, Missbrauch, Vergewaltigung, Zwangsprostitution, Zwangsheirat etc.
  • Ökonomische Gewalt: Arbeitsverbot, Arbeitszwang, Kontrolle von Einkommen, Nahrung, Kleidung etc.

Formen von Gewalt, bei denen keine äußerlichen Verletzungen zu sehen sind, wie beispielsweise psychische Gewalt, werden leichter übersehen.

Psychische Gewalt

Vernachlässigung, Ausgrenzung, Kontrolle, Ablehnung, Feindseligkeit, emotionale Erpressung, manipulatives Verhalten, Gaslighting (Holt-Lunstad et al. 2010; Cole 2013; Holt-Lunstad 2018) sind ebenso wie Schlagen, Treten oder Würgen schlicht verschiedene Erscheinungsformen von Gewalt im sozialen Nahraum. 

Wenn psychische Gewalt über einen längeren Zeitraum erlebt wird, kann dies zu gesundheitlichen Folgen führen. Die Entstehung von Dauerstress und die damit einhergehende vermehrte Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin können zu einer Senkung der Schmerzschwelle, zu Beeinträchtigungen der Immunabwehr, zu chronischen Entzündungen und zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall führen (Yusuf et al. 2004; Eisenberger/Liebermann 2004; Rockcliff et al. 2008; Grimm et al. 2017). 

Auch die psychischen Folgen sind weitreichend: Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, Depressionen, Angsterkrankungen, Substanzabhängigkeit und Suizidalität zu entwickeln (National Institute for Health and Care Excellence 2005; Lagdon et al. 2014; Dokkedahl et al. 2019). Bei von psychischer Gewalt betroffenen Kindern wird durch die Aktivierung der Stressachse der Hippocampus geschädigt, was ihre Fähigkeit einschränken kann, Gefühle einzuordnen und auszudrücken (Teicher et al. 2006; Tottenham/Sheridan 2010; Hanson et al. 2015).

Bei Gewalt in (familiären) Beziehungen treten psychische Formen von Gewalt im zeitlichen Verlauf häufig vor physischen oder sexuellen Formen von Gewalt auf (Schröttle/Möller 2004; Puchert et al. 2004; Büttner 2020).

Seite drucken