Prävalenz von Gewalt gegen Frauen

Mit der Prävalenzstudie der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) liegen Daten aus dem Jahr 2012 zur Gewaltbetroffenheit vor. In Österreich wurden 1.505 Frauen über ihre Gewalterlebnisse in verschiedenen Lebensphasen befragt (FRA 2014a).  

Zentrale Ergebnisse der Erhebung:

  • 31 Prozent der Frauen geben an, in der Kindheit (vor dem 15. Lebensjahr) körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt durch Erwachsene wie Eltern, Verwandte u. a. erlitten zu haben (Viktimisierung in der Kindheit).
  • 20 Prozent der interviewten Frauen geben an, körperliche und/oder sexuelle Gewalt innerhalb oder außerhalb einer Partnerschaft seit dem 15. Lebensjahr erlitten zu haben, 13 Prozent direkt durch den (Ex-) Partner.
  • 12 Prozent erlebten körperliche Gewalt durch den Partner.
  • 6 Prozent erfuhren sexuelle Gewalt durch den Partner, 4 Prozent durch eine andere Person.
  • Nur 16 Prozent der befragten Frauen meldeten den schwerwiegendsten Vorfall von Partnergewalt der Polizei.
  • Bei einem schwerwiegenden Vorfall von Gewalt in der Partnerschaft wurde von 12 % ein Krankenhaus, von 15 % eine Ärztin / ein Arzt bzw. eine andere Gesundheitseinrichtung aufgesucht.
  • 82 Prozent der befragten Frauen finden es akzeptabel, wenn Ärztinnen/Ärzte routinemäßig nach bestimmten Verletzungen, die durch Gewalt verursacht worden sind, fragen. (FRA 2014a)

Die Ergebnisse weisen auf das erschreckende Ausmaß häuslicher Gewalt in Österreich hin, von der jede fünfte Frau betroffen ist (FRA 2014a). Deutlich tritt auch die Kontinuität der Gewalterfahrungen im Kindesalter und Erwachsenenleben (z. B. sexueller Missbrauch) zutage. Hervorzuheben ist, dass es einen Zusammenhang zwischen eigenem Gewalterleben als Kind und späterer Täter- bzw. Opferrolle gibt. Daraus können Rückschlüsse gezogen werden, dass erlittenes oder beobachtetes Verhalten einerseits „erlernt“ und reproduziert wird, andererseits zu verminderter persönlicher Stärke, zu geringen eigenen Ressourcen und zu verringerter Abgrenzungsfähigkeit führt (WHO Europa 2002).

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